HowTo mCCR

KISS style CCR tauchen

von Holger Berghäuser (15.02.2011 überarbeitet)

Wie ich den KISS-style CCR Rebreather betreiben sollte

1. Kontrolliere deinen pPO2 laufend.

Kein Witz, der gefährlichste Teil an einem „geschlossenem Kreislaufgerät“ ist der Anteil von Sauerstoff in deinem Atemkreislauf. Dieser Anteil ist in hohem Maße dynamisch und verändert sich. Anders als bei den „offenen“ System die beim Sporttauchen eingesetzt werden, wo Du bei jedem Atemzug immer gleich viel und frisches Atemgas erhältst, und wenn das Gasgemisch (NITROX, Trimix) für die angedachte Tiefe passt hält dich dieses System am Leben.

Anders beim geschlossenen Kreislaufsystem. Hier wird auf jeder Tiefe immer das optimale Gasgemisch für Dich bereitgestellt. Aber diese Dynamik ist auch der Nachteil des geschlossenen System wenn der Sauerstoffanteil außerhalb des sicheren Bereichs kommt (typischer Weise 0.5 bis 1.4). So kann durch auf- oder abtauchen, Fehlfunktion oder Fehlbedienung der Sauerstoffanteil im Kreislauf den sicheren Bereich verlassen und zu Hypoxie oder Hyperoxie führen. Dies wird sich ohne Vorwarnung einstellen und beides wird Unterwasser tödlich enden. Daher ist es wirklich Wichtig, das Du als Kreislauftaucher immer den Sauerstoffpartialdruck „pPO2“ im Kreislauf kontrollierst.

2. Das einzige was Du vom Sporttauchen übernehmen kannst ist das Wissen über die Tauchphysik und Tauchphysiology.

Die meisten Taucher, die sehr erfahren im offenen Geräte tauchen sind und neu zum Kreislauf tauchen kommen verfangen sich schnell in der Falle der Selbstüberschätzung. Nur die Praxis aus dem offenen Geräte tauchen ist nicht ausreichend um den Rebreather zu beherrschen, speziell das geschlossene Kreislaufgerät (CCR) unterscheidet sich in der Art der Tarierung, der Atemgas Überwachung und der Notfall Verfahren. Das Entwickeln des notwendigen Wissens, der Ausbildung und der Erfahrung benötigt Zeit und viel Praxis.

Die gefährlichste Phase in der Kreislaufgeräte Ausbildung ist, das am Anfang das Lernen recht zügig voran geht. Nach einiger Zeit bist Du dann auch gut vertraut mit den Grundlagen des Systems, dann aber bevor Du genug Erfahrung und Praxis hast ernsthafte Problem unter Wasser zu lösen bevor diese Gefährlich werden, passieren die Unfälle.
In der Tat sind manchmal erfahrene SCUBA Taucher gefährdeter als Anfänger, die wenn Sie zum ersten mal mit einem Kreislaufgerät tauchen lernen, dem System mehr Respekt und Aufmerksamkeit gegenüber haben.

Für den Kreislauftaucher ist es (mehr noch als für den OC Mischgastaucher) sehr wichtig ein sehr gutes Verständnis der Gasphysik und der Tauch-Physiologie zu haben.
Gut durchdachte geschlossenen Kreislaufgerät stellen Dir mehrere Kontrollmöglichkeiten für das Atemgas Gemisch im Kreislauf zur Verfügung und Du musst ein intuitives Verständnis für die Auswirkungen dieser Möglichkeiten haben (Atemgas Zuführung, Tiefenwechsel u.s.w.) sowie die Auswirkungen auf das Atemgas und die Tauchgangsplanung (Nullzeit/Dekompression TG). Durch die Möglichkeit die Du mit dem geschlossenen Kreislaufgerät hast das Atemgas selbst zu mischen wird von Dir mehr Disziplin und Verständnis für die Dynamik im Kreislauf abverlangt.

3. Trainieren von Systemfehlern, manueller Kontrolle und Bailout Prozeduren.

Das Tauchen mit einem geschlossenem Kreislaufsystem ist einfach solange alles einwandfrei funktioniert. Systemfehler festzustellen bevor diese zu einem unlösbaren Problem werden und eine gute Lösung für die verschiedenen Fehler vor zuhalten ist dagegen schon aufwendiger. Daher sollten solche Problemlösung immer wieder simuliert (trainiert) werden.

4. Rette dich selbst (Cover your ass).

Das ist das gleiche Prinzip das allen technischen Tauchern gemein ist. Welches von Höhlentauchern und Mischgastauchern bereits verstanden und umgesetzt ist als „Habe immer einen sicheren alternativen Rückweg zur Oberfläche“. Für die OC Taucher sind das z.B. zwei oder mehr Atemregler zu haben und die „drittel“ Regel bei der Atemgasversorgung.

Beim Kreislauf tauchen, gerade bei den Tauchgängen die eine ausgiebige Deko-Phase benötigen, ist die Logistik für Alternativen um wieder sicher an die Oberfläche zurück zukommen, z.B. im Falle eines kompletten Versagens des Kreislaufs, sehr Komplex.

Prozeduren und Protokolle für das geschlossene Kreislaufsystem

Prozeduren und Protokolle für geschlossene Kreislaufsystem sind sehr vom jeweiligen Gerät abhängig. In diesem Abschnitt beschreibe ich die Prozeduren und Protokolle die sich für mCCR kiss-style in meinem Tauchumfeld bewährt haben.

I. System Komponenten und Ausrüstung

A. Die Diluent Versorgung

1. Tauchgänge ohne notwendigen Dekostop

Die häufigsten geschlossenen Kreislaufgeräte Tauchgänge die keinen Dekostop benötigen, können mit nur einem Diluent Atemgas (Nitrox oder Trimix) durchgeführt werden. Bei Verwendung nur einer Mischgasflasche (nicht der Sauerstoff) ist der OC Regler an dieser Atemgasflasche angeschlossen und das Atemgas muss in jeder geplanten Tauchtiefe Atembar sein. Die Gasmenge muss ausreichen um die Tariermittel (Jacket/Trocki) und den Rebreather während des Tauchgangs zu versorgen und noch genug Reserve haben um auch am Ende des Tauchgangs noch einen geregelten Notfall Aufstieg mit dem OC Bailout durchführen zu können. Berechne auch einen eventuellen Notstopp mit in die Gasmenge ein !

2. Tauchgänge die Dekostops benötigen

Rebreather Tauchgänge die Dekostops dringend erfordern sind meisten (nicht immer) Tauchgänge mit mehreren Atemgas Typen (Nitrox, Trimix ..). Hierfür ist es dann notwendig, das Du genügend Atemgas mit nimmst um jederzeit den Tauchgang inklusive aller Dekostops mit dem Notfall OC Bailout System beenden zu können.
Dafür gib es zwei Möglichkeiten:

  1. Du nimmst einen kompletten 2. Rebreather mit oder
  2. Du nimmst genug Stage Atemgasflaschen für den Notfall OC Bailout mit, um die Oberfläche oder eine weiter Stage (z.B. einen anderen Rebreather, zusätzliche OC Bailout Atemgasflaschen, ein UW Habitat) jederzeit unter Einhaltung aller Dekostops sicher erreichen zu können.

Die Probleme die Option 1 mitbringt, ist neben der physikalischen Anbringen eines 2. Rebreather ebenso das überwachen und kontrollieren des Atemgas Inhaltes im 2. Rebreather um jeder Zeit wechseln zu können.
Daher wird häufig die Option 2 benutzt. Hier stellt sich die Frage, wie viel Atemgas musst Du mitnehmen und wie wird es verteilt (Stages). Es gibt mehrere Möglichkeiten der Verteilung, ob der Tauchpartner mit OC Gerät unterstützten, ob Vollgesichtsmasken benutzt werden, ob es eine Führungsleine zur nächsten Atemgasversorgung (Stage) gibt, Tiefe und Dauer des Tauchgangs und vieles mehr.

Der Sauerstoff Anteil im Diluent Gemisch sollte immer so berechnet sein das wenigstens eins dieser Gemische fähig ist in der jeweiligen Tiefe als Notfall OC Bailout Atembar zu sein. Die Berechnung der besten Diluent Konfiguration für den Kreislauf, sowie für das Notfall OC Bailout ist komplexer beim Dekompression Tauchen mit einem geschlossenem Kreislaufgerät.

Neuere Überlegungen und auch Tauchprofile ergeben eine andere Aufteilung. Das Diluent Gemisch wird von der MOD etwas tiefer als der Tauchgang führt genommen, so kann im Fehlerfall (spülen des Kreislaufsystems) der Sauerstoffpartialdruck schnell gesenkt werden.

Dann sollte die Bailoutstrategie so gewählt werden, das immer ein sicherer und kontrollierte Aufstieg gewährleistet ist. Dies bedeutet je nach Tauchgang die Mitnahme von mehreren Stages. Es muß auf alle Fälle darauf geachtet werden, das keinen tiefen Dekostops ausgelassen werden !. Die Mitnahme von entsprechenden Mengen Atemgas ist unbedingt notwendig !

B. Sauerstoff Versorgung

Die meisten Tauchgänge ohne vorgeschriebenen Dekostop können mit dem Kreislaufsystem durch den vorhandenen Sauerstoff sicherer durchgeführt werden. Sollte zudem an Deiner Sauerstoffflasche noch ein zusätzlicher OC Bailout angeschlossen sein, so können zudem auch Tauchgänge mit einem kurzem Dekostop, in geringer Tiefe, durchgeführt werden.

Für Tauchgänge die mehrere (auf verschiedenen Tiefen) und lange Dekostops erfordern, muss die Gaslogistik entsprechend sein. Du musst entweder genug OC Bailout Atemgas mitnehmen oder bereitstellen. Zu beachten ist, das die Atemgasmischungen in der jeweiligen Tiefe Atembar sind. (Hier unterscheidet sich das Kreislauftauchen wenig vom OC Mischgastauchen). Bei einem Kreislaufgerät mit ca. 2.5Kg Atemkalk ist die Tauchgangsplanung durch die Atemkalkstandzeit wenig eingeschränkt. Die meisten Kreislauftauchgeräte lassen sich mit Sauerstoffflaschen von 1.5 bis 5 Liter Volumen konfigurieren, somit sollte genug Sauerstoff zur Verfügung stehen. Weitere Gase können als Stages mitgenommen werden. Für den TR300compact können Sauerstoffflaschen von 1.5 bis 5 Liter Volumen konfiguriert werden. Durch die freien Brustgurte (keine Gegenlungen auf der Brust wie z.B. beim Voyager oder Inspiration/Evolution) können sehr bequem zusätzliche Stage mitgenommen werden. Dies ist besonders wichtig beim Wracktauchen, da dort meist Freiwasserdekostops (Blue water hangs) gemacht werden müssen.

C. Notfallleine und Boje

Du solltest immer ein Reel mit genügend Leine und eine Notfallboje dabei haben. Die Länge der Leine hängt von Deiner Tauchtiefe und Deinem ersten erforderlichen Dekostop ab. und sollte ca. 60 Meter betragen. Die Notfallboje sollte auffällig, ca. 1-2 Meter lang bis zu 15cm im Durchmesser sein. Sehr gut ist es eine Schreibmöglichkeit zu haben um eine Nachricht an oder auf die Boje zu schreiben.

D. Surface-Support

Für alle Tauchgänge die eine längere Dekompressionsphase erfordern ist zusätzlicher Support mit Ausrüstung von der Oberfläche notwendig !

1. Dekompression Seil

Ein Dekompression Seil mit einem großem Schwimmkörper einem dicken Seil und einem Gewicht ist sehr hilfreich. Die Länge des Seil hängt von Deinem Dekostop Profile ab, sollte aber mindestens solang sein wie dein erster geforderte Dekostop. An diesem Seil können nun weitere Stages angebracht werden. Markierungen im Abstand von 3 Meter sind zudem hilfreich.

2. OC Bailout Atemgas Vorrat

Hier gelten die gleichen Regeln wie beim OC Mischgastauchen. Das Notfall OC Bailout Atemgas muss ausreichend und in den entsprechenden Mischungen bereitstehen um den Kreislauftauchgang im Falle eines Notfall OC Bailout geregelt beenden zu können.

3. Zusätzliche Ausrüstung

Zusätzliche Ausrüstung für Dekompression Tauchgänge ist abhängig von der Umgebung. Nützlich sind aber immer ein scharfes Schneidewerkzeug und eine oder mehrere zusätzliche Dekompression Tabellen. Die Tabellen sollten verschiedene Tiefen und Bottomtimes enthalten sowohl für das Kreislaufsystem als auch für die Notfall OC Bailout Atemgasgemische !

II. Pre-Dive

Zusätzlich zu den normalen Prozeduren wie Gase mischen, Ausrüstung testen, Gerät vorbereiten, Briefing, und anderer Vorbereitungen wirst Du als Kreislauftaucher noch mehrere weitere Vorbereitungen treffen.

A. Kreislauf Dichtigkeitstest

Ein wichtiger Test in der Vorbereitung ist der Test auf Undichtigkeit des Kreislaufes. Dieser Test wird durch Überdruck und Unterdruck gemacht. Überdrucktest: Dazu wird dem Kreislauf solange Atemgas zugeführt bis das Überdruckventil anspricht. Sollte dann danach der Druck mit der Zeit schnell abfallen ist irgendwo eine undichte Stelle. Diese muss gefunden und beseitigt werden ! Als nächstes machen wir den Unterdrucktest. Dazu wird durch „Leer“ spülen (mit dem Mund am offenen Mundstück einatmen und durch die Nase ausatmen) der Kreislauf Luftleer gemacht. Diesen Zustand sollte das System auch einige Minuten halten. Danach wird die konstantfluß Sauerstoffversorgung geöffnet und so der Kreislauf langsam mit Sauerstoff gefüllt.

B. Test der Sauerstoff Einspeisung

Ein anderer Test ist das Überprüfen der Sauerstoff Einspeisung. Dazu wird per Flowmeter kontrolliert, ob der Sauerstoff Flow den für den geplanten Tauchgang notwendigen Wert (Sauerstoff Verbrauch abhängig von Anstrengung UW) hat. Falls nötig wird der Wert mit dem Nadelventil oder bei Düsen über den Mitteldruck korrigiert. Als zweites wird die Funktion des Drucktastventils auf Funktion geprüft. Abschließend wird (falls vorhanden) der Tauchcomputer auf den mittleren kalkulierten PO2 eingestellt.

C. Abschliesender Test

Neben den Standardchecks die immer wieder für das OC Mischgas Tauchen benutzt werden solltest Du eine eigene Checkliste für den KISS Style CCR Mode ausarbeiten. Diese Checks sollten wenigsten beinhalten: Überprüfen des Atemkalks (Standzeit, Farbe, Feuchtigkeit), Kalibrierung des Sauerstoffsensors, Einstellung des Nadelventil (Flow zwischen 0,6 bis 1,2 Liter/min), Sauerstoff und Diluent Flaschendruck, Zusammensetzung des Diluentgases.

III. Abtauchen

Das Abtauchen sollte zügig aber nicht zu schnell stattfinden. Der Atemkreislauf wird mit dem Diluent gespült. Bei ca. 6m wird ein kurzer Blasencheck eingelegt. Wenn Du zulange an der Oberfläche verweilst, steigt durch den konstanten O2 Fluss aus dem Nadelventil der Sauerstoff Anteil im Kreislauf, wenn dann der Abstieg erfolgt läuft der PO2 aus dem sicheren Bereich und Du musst mit Diluent „nachspülen“ wodurch Gas verschwendet wird.

IV. System Überwachung

A. PO2

Der kritische Wert der beim geschlossenen Kreislaufsystem überwacht werden muss, ist der Sauerstoff Partialdruck im Atemkreislauf. Dieser Wert sollte nicht unter 0.5 fallen und nicht über 1.4 steigen ! Beim unteren Wert hast Du noch einen ausreichenden Abstand bevor der Hypoxie Wert erreicht wird, beim oberen Wert ist der Abstand ausreichend zum toxischen Wert >1.6 der Hyperoxie.

Der Wert für einen PO2 >1.6 sollte nicht verwendet werden auch wenn es in mancher Literatur als unbedenklich gilt. Einen PO2 von größer 1.6 ist in einem geschlossenen Kreislaufgerät aus zwei Gründen unsicher. Erstens der Sauerstoff Partialdruck kann kurzzeitig im Atemkreislauf steigen bei kurzen schnellen Tiefenwechsel und zweitens solltest Du als Kreislauftaucher mit dem Sauerstoff Partialdruck konservativer umgehen als ein OC Taucher, da Du über den gesamten Tauchgang mit einem hohem PO2 tauchst. (achte auf Deine CNS Werte !)

Ein in der Praxis sehr guter Wert ist ein Partialdruck zwischen 0.7 und 1.0 zu wählen. Zum einen bleibt genug Spielraum bei einem Problem (Hypoxie oder Hyperoxie) zum anderen liegen die Sauerstoffsensoren bei einem Partialdruck kleiner 1.0 noch im getestet Bereich (wir können an der Oberfläche zum Sensorcheck ja nur einen Partialdruck von 1.0 erreichen, somit wissen wir, das der Sensor diesen Wert schon mal richtig angezeigt hatte) bei höheren Partialdrücken können Sensoren auch schon mal zu wenig anzeigen (Fehler bis zu 30% können auftreten)

Wenn Du nach einiger Erfahrung deinen eigenen Sauerstoff Verbrauch kennst, kannst Du die Zeit in der Du Deinen PO2 kontrollieren musst verlängern. Der PO2 sollte aber spätestens dann kontrolliert werden wenn er in der Mitte der Schwellwerte (0.7 und 1.0) abgesunken ist. Dies wird je nach Verbrauch und Einstellung des Nadelventil oder Düse/Mitteldruck so in der Regel alle 5 bis 10 min sein. Der PO2 muss allerdings immer genau kontrolliert werden wenn Du Tiefenwechsel (runter/rauf) vornimmst !!

Wenn Du mehr als einen PO2 Monitor hast ist es natürlich eine gute Idee auch regelmäßig die anderen PO2 Anzeigen zu kontrollieren. Die Anzeigen sollten in etwa die gleichen Werte anzeigen 🙂 und diese sollten sich auch verändern (wenn sich die Anzeigen nicht mehr verändern ist das oftmals das Zeichen für einen Sensorfehler !). Die Sensoren zu testen indem Du den Kreislauf mit Diluent spülst ist nicht immer ratsam, erstens Verbrauchst Du viel Diluent und zweitens kann der Sauerstoff Anteil im Diluent für die aktuelle Tiefe zu gering sein.

B. Gasversorgung

Beim OC Tauchen ist der Flaschendruck eine kritische Größe beim geschlossenen Kreislaufsystem ist der Flaschendruck etwas weniger kritisch. Der Gasverbauch der Diluent Flasche solltest Du Deine Aufmerksamkeit widmen, da Du diese im Notfall für den OC Bailout benötigst. Die Sauerstoffflasche sollte für den Tauchgang genügen Inhalt haben. Auch hier ist allerdings eine regelmäßige Kontrolle von Vorteil, erkennst Du so eventuelle Fehlfunktionen.

C. Atemkalk Standzeit

Die Atemkalk Standzeit sollte Dir bekannt sein auch in Abhängigkeit der Tauchumgebung (beachte das in kaltem Wasser die Standzeit kürzer wird). Für einen Deko Tauchang solltest Du mindestens eine Reserve von 50% für Fehlverhalten einplanen. (Also sollte der Atemkalk mindestens für die 1.5 fache Tauchgangszeit halten !)

Da es zur Zeit keine CO2 Messgeräte gibt kann die Standzeit nur empirisch ermittelt werden. Eine Möglichkeit dies zu tun ist es die Zeit welche Du mit dem Atenkalk ohne Probleme schon getaucht bist immer genau zu notieren. Diese Zeit wird sich aber von Taucher zu Taucher sowie vom Tauchgang selbst (Anstrengung) unterscheiden. Ein guter Mittelwert ist ca. 2 Stunden pro 1 kg Atemkalk.

Eine andere Möglichkeit die Standzeit zu bestimmen ist es den Verbrauch an Sauerstoff zu analysieren. Da Du bei „normaler“ Anstrengung ca. 4% des eingeatmeten Sauerstoffs in CO2 umwandelst, kann anhand der Gasverbräuche aus dem Sauerstoff- und Diluentflasche die Standzeit berechnet werden (diese Werte werden allerdings von vielen Faktoren noch beeinflusst). Nach Hersteller Angabe kann 1kg Atemkalk ca. 120 Liter CO2 sicher aufnehmen. Durch den nicht kalkulierbaren Verlust an Atemgas (Aufstieg, Maske ausblasen …) ist die Berechnung eher konservativ aber gibt wenn genügend Werte gesammelt wurden eine sehr guten Wert (vorausgesetzt der Atemkalk wird immer gleichbleibend eingefüllt und der Atemkalk kommt von selben Hersteller)

Du solltest dennoch immer auf Anzeigen einer CO2 Vergiftung Hyperkapnie (Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit, „warm“ Empfinden) achten. Wenn Dir solche Symptome auffallen solltest Du den Tauchgang abbrechen und austauchen (Bailout). Kurzzeitige Symptome beim aufsteigen sind nicht immer ein Anzeichen für verbrauchten Atemkalk sondern können durch einen kurzzeitigen Anstieg des CO2 Partialdrucks entstehen.

Die Hyperkapnie kann auch an Deiner Atemtechnik liegen (z.B. Kurzatmung oder Sparatmung wie es sehr oft beim OC Tauchen verwendet wird macht beim Kreislauftauchen keinen Sinn). Du kannst nach einem längeren Tauchgang den Atemkalk im flachen Wasser testen, indem Du unter Anstrengung aus dem Kreislauf atmest. Wenn dann Kurzatmigkeit auftritt ist der Atemkalk schon am Ende der Aufnahmefähigkeit. Diese Test sollten aber NUR unter Kontrolle deines Buddies durchgeführt werden !

D. Kreislauf Volumen

Das Gasvolumen im Kreislaufgerät (Schläuche, Kalkbehälter, Gegenlunge und Körperlunge) ist nicht fix. Das „minimum“ an Atemgas im Kreislauf ist wenn die Gegenlunge leer (zusammengefallen) und Du vollständig ausgeatmet hast. Das „Maximum“ ist erreicht, wenn die Gegenlunge voll aufgeblasen und deine Lunge mit Atemgas gefüllt ist. Die Abstände zwischen diesen Werten ([Vmax] [Vmin]) ist bei jedem Kreislaufgerät anders und ist > 0.

Du als Kreislauftaucher musst nun lernen das Atemgas Volumen im Kreislauf auf dem optimalen Level zu halten. Wenn das Gas Volumen zu nahe an Vmin kommt fallen die Gegenlungen zusammen wenn Du tief einatmest. Ist das Gas Volumen zu nahe am Vmax dann wird beim nächsten starken Ausatmen das Überdruckventil ansprechen. Auf alle Fälle wirkt sich das im Kreislauf bewegte Volumen auf die Atemarbeit die Du aufbringen musst und die Tarierung aus.

Beim TR300compact z.B. ist das Gesamtvolumen ([Vmin] zu [Vmax]) recht klein (ca. 5.5 Liter). Daher solltest Du mit dem Atemgasvolumen ungefähr im mittleren Bereich ([Vmin] [Vmax]) bleiben. In jedem Fall immer so, das die Atemarbeit und der Atemgasverlust möglichst klein/gering ist.

Beim Voyager ist das Gesamtvolumen ([Vmin] zu [Vmax]) sehr groß (ca. 12 Liter). Daher solltest Du mit dem Atemgasvolumen ungefähr im unteren Bereich bleiben, damit das Tarierverhalten günstig bleibt.

E. Tarierung

Die Taucher mit OC (Scuba) haben zwei komprimierbare Tarierungen, ersten die Tarierweste / Trockentauchanzug und zweitens den Tauchanzug selbst. Beim Kreislauftaucher kommt dann noch als drittes der Atemkreislauf hinzu. Viele Kreislauftaucher verschwenden Gas aus dem Kreislauf um eine Feintarierung durchzuführen. Um den PO2 auf dem konstanten Wert zu halten während Du deine Tiefe änderst ist es ein wichtiges Training dabei so wenig Gas zu- / abzugeben wie möglich.

Beim Abtauchen führen die meisten Kreislaufgeräte automatisch Atemgas aus der Diluent Gasflasche zu. Abhängig vom Sauerstoff Anteil im Diluent Gas wird der PO2 im Kreislauf fallen. (Der PO2 sollte durch das Diluent im geplanten Tauchgang nicht über den eingestellten PO2 Wert steigen). Du musst dann ständig kontrollieren ob der PO2 nicht unter 0.5 fällt und regelmäßig Sauerstoff über das Drucktastventil zugeben.

Erfahrene Kreislauftaucher bemerken Änderungen im Kreislaufvolumen an der Tarierung und der Atemarbeit. Das Volumen kann erhöht werden durch Zugabe von Diluent Atemgas oder Sauerstoff (Abhängig vom gerade vorherrschenden PO2 im Atemkreislauf). Das Volumen kann verringert werden, indem Atemgas aus dem Kreislauf abgegeben wird. Dies kann z.B. durch Ausatmen durch die Nase, ablassen am Mundstück durch die Lippen oder durch ablassen durch das Überdruckventil im Kreislauf geschehen.
Idealerweise ist ein Kreislauftaucher an der Oberfläche neutral oder leicht negativ austariert, mit optimalen Kreislaufvolumen und leerem Tariermittel. Hierbei wird dann Diluent Atemgas nur verbraucht um die Kompression des Tauchanzuges in der Tiefe auszugleichen. In jedem Fall solltest Du deine Ausrüstung so ausrichten, das Du immer eine neutrale Tarierung herstellen kannst, wenn das Gasvolumen im Atemkreislauf optimal ist.

V. Aufstieg

Währen des Aufstiegs, besonders bei tiefen Tauchgängen, fällt der Sauerstoff Partialdruck im Atemkreislauf ab (wegen des abnehmenden Umgebungsdruck). Das Nadelventil oder Düse/Mitteldruck werden dann nicht genug Sauerstoff nach strömen lassen, sodass Du nun Sauerstoff über das Tastdruckventil zugeben musst. Die Zugabe sollte immer in kleinen Dosen erfolgen und ständig beobachtet werden. Daher Sorge dafür, das Du den Aufstieg mit dem oberen Sauerstoffpartialdruck (1.0) startest.

Während des Aufstiegs dehnt sich das Atemgas im Atemkreislauf aus und wird (meist) über das Überdruckventil abgegeben (oder es kommt Dir durch die Nase, Mund -Ohren :-)) ). Der Diluent Anteil im Atemgas geht dann verloren und wenn Du weiterhin aufsteigst wird auch kein Diluent mehr zugeführt.

Der Sauerstoffgehalt im Atemkreislauf wird dann langsam zunehmen da beim Kiss-style CCR immer ein konstanter O2 Flow vorhanden ist. Da auch der Sauerstoff durch den Überdruck verloren geht solltest Du den PO2 sehr genau im Auge behalten. Notfalls musst Du Sauerstoff über das Tastdruckventil zugeben. Der PO2 sollte beim Auftauchen nicht unter 0.5 fallen !. Am ersten Dekostop sollte dann der PO2 wieder auf den ursprünglichen Wert eingestellt werden (Sauerstoff zugeben durch das Tastdruckventil). Der Sauerstoff sollte immer in kleinen Schüben eingespritzt werden, damit sich der PO2 nicht rasant ändern und sich keine Sauerstoff Taschen mit hohem PO2 bilden, die dann mehrere Atemzüge im Kreislauf verbleiben.

In einem geschlossenen Kreislaufgerät sollte bei tieferen Tauchgängen (tiefer 30msw) kein Nitrox mehr verwendet werden. Durch die gute Ausnützung des Diluentgases (wir verbrauchen das Diluent nur während des Abstiegs) bietet es sich an im CCR Heliox (Helium/Sauerstoff Gemisch) zu tauchen. Auf Nitroxgaswechsel sollte dann verzichtet werden um nicht unnötig die Gewebe mit Stickstoff zu füllen. Durch den konstanten Sauerstoffpartialdruck wird der Heliumanteil in der Deko sowieso abnehmen. Beim Erreichen des 6 Meter Dekostops kann dann das Helium ausgespült werden und der Loop wird mit Sauerstoff gespült werden. Im flacheren Bereich sollte dann ein PO2 in der Nähe von 1.4 eingestellt werden.

VI. System Recovery und Bailout

Die wichtigsten Abläufe die Du lernen musst, ist es aus die verschiedenen Fehlersituation durch Recovery (wiederherstellen) und Bailout zu meistern. Da Du selten die Möglichkeit hast dies in echten Fehlersituationen zu üben ist es wichtig diese Übungen im Vorfeld immer wieder zu wiederholen, damit es im Notfall funktioniert.

A. Sauerstoff Versorgung

Die Sauerstoff Versorgung ist während dem gesamten Tauchgang notwendig und damit im Fehlerfall ein echtes Problem. Beim CCR KISS-style wird die Sauerstoff Versorgung durch ein Nadelventil oder Düse/Mitteldruck, welches auf Deinen für den Tauchgang geplanten Sauerstoffverbrauch eingestellt ist, vorgenommen. Es kann nun sein, dass die Dosierung entweder zu wenig Sauerstoff liefert (verstopft, verstellt) oder was eigentlich schlimmer ist zu viel Sauerstoff liefert. Im ersten Fall kannst Du durch das Tastdruckventil Sauerstoff zugeben. Im zweiten Fall kannst Du entweder öfters den Kreislauf „spülen“ (Verlust von Diluent Atemgas) oder du musst ab und zu die Sauerstoffflasche / Sauerstoffversorgung zudrehen. Wichtig ist auf alle Fälle den PO2 ständig zu kontrollieren, besonders wenn Du das Nadelventil nachgestellt hast oder wenn im Tauchgangprofile mit sehr großen Temperaturänderungen zu rechnen ist. Sollte sich die Sauerstoff Versorgung nicht regulieren lassen dann Wechsel auf das Notfall OC Bailout und beende Deinen Tauchgang geregelt.

B. Atemkalk Probleme

Eine Abnahme der Atemkalk Aktivität bedeutet, das der Atemkalk das entstehende CO2 nicht mehr binden kann. Wenn dies zudem in einer Phase des Tauchgangs auftritt in der Du unter hoher Anstrengung stehst solltest Du deine Anstrengung einstellen um nicht noch mehr zusätzliches CO2 zu produzieren. Wenn die CO2 Bindung dann wieder ausreicht, beende den Tauchgang sofort geregelt. Sollte die Bindungsfähigkeit des Atemkalks abnehmen unter geringer Anstrengung dann kannst Du versuchen durch regelmäßiges „spülen“ mit Diluent oder Sauerstoff den Tauchgang geregelt abzubrechen. Hilft dies nicht musst Du auf das Notfall OC Bailout wechseln und den Tauchgang geregelt mit dem Bailout abbrechen. Welches Vorgehen angewendet wird hängt von Deiner Erfahrung ab. Wenn Du genug Atemgas dabei hast (und das solltest Du immer haben) dann ist es immer besser den Tauchgang mit dem Notfall OC Bailout geregelt abzubrechen !

C. Totalausfall des Atemkreislauf

Das „worst-case scenario“ für jeden Kreislauftaucher ist der Totalausfall des Atemkreislaufes. (z.B. massiver Wassereinbruch im Atemkreislauf). In diesem Fall, wenn nicht noch ein zweites Kreislaufgerät dabei ist 🙂 musst Du auf das Notfall OC Bailout wechseln und den Tauchgang geregelt beenden.

1. Tauchgänge ohne erforderlichen Dekostop

Wenn Dein Tauchgangprofile keinen Dekostop erfordert ist die einfachste Lösung auf das Notfall OC Bailout zu wechseln. Wenn Du deinen Diluent Gasvorat sorgsam beobachtet hast, sollte genug Atemgas vorhanden sein einen langsamen und kontrollierten Aufstieg an die Oberfläche durchzuführen. Wenn Du einen Sauerstoffregler an der Sauerstoffflasche hast, kannst Du auch noch einen Sicherheitstop in 3-6m mit Sauerstoff einlegen.

2. Tauchgänge mit erforderlichen Dekostop

Bei Tauchgängen die einen Dekostop (oder mehrere) dringend erfordern, ist es für den Kreislauftaucher eine logistische Herausforderung genügend Atemgas für einen Tauchgang Abbruch zu jeder Zeit mit allen erforderlichen Dekostops mit dem Notfall OC Bailout durchzuführen. Hierzu sollte parallel zur Tauchgangplanung für das geschlossen Kreislaufsystem auch eine Tauchgangplanung für den Notfall OC Bailout bereit liegen. Je nach Tauchplatz ist auch das Bereitstellen von genügend Notfall OC Bailout Atemgas in die Planung mit aufzunehmen.

VII. Wartung

Die Einhaltung der normalen Wartungsintervalle ist zu beachten ( TÜV der Flaschen, mind. einmal im Jahr Revision der 1. Stufen, des Bypass, der Ventile, Fittinge, Schläuche …) .

A. Atemkalk Behälter

Methoden die Atemkalk Standzeit zu ermitteln wurden weiter oben schon vorgestellt. Ob nun der Atemkalk zwischen den Tauchgängen ausgetauscht werden muss hängt sicher von mehreren Faktoren ab. Einige sind: wie lange wurde der Atemkalk getaucht, wie lange war die Zeit zwischen den Tauchgängen, welchen Tauchgang willst Du als nächstes machen und einiges mehr. Eine generelle Regel: Atemkalk ist preiswert, Dein Leben nicht. Es ist zwar nicht immer notwendig den Atemkalk auszutauschen aber wenn der Zustand des Atemkalk unklar ist, muss getauscht werden. Sollte zwischen zwei Tauchgängen der Atemkalk nicht ausgetauscht werden, so achte darauf das der Atemkalk nicht zu heiß oder zu kalt wird, das der Atemkalk nicht „ab gesoffen“ ist und das er nicht weiterhin CO2 aufbindet (Behälter verschließen oder Atemkreislauf mit Sauerstoff spülen).

Wenn mehrere Tage nicht getaucht wird, muss der Atemkalk Behälter entleert und gesäubert werden. Vor einem neuerlichen Tauchgang ist darauf zu achten, das der Atemkalk wieder vorschriftsmäßig eingefüllt wird. Bei den meisten Geräten sollte der Atemkalk erst zur Hälfte eingefüllt und kräftig zusammengedrückt werden. Dann die zweite Hälfte befüllen und wiederum mit den Filterscheiben fest drücken. Beim Einfüllen öfters mal den Behälter mit der Hand schlagen damit sich die Kalkkörner gut setzen können.

B. Atemkreislauf

Der Atemkreislauf sollte am Ende des Tauchtages zerlegt und gespült / getrocknet werden. Das gesamte Kreislaufsystem ( Mundstück, Schläuche, Gegenlunge, Atemkalkbehälter, …) sollte regelmäßig mit einem Desinfektionsmittel gereinigt werden.

C. Sauerstoff Sensoren

Sauerstoff Sensoren müssen so trocken wie möglich aufbewahrt / eingesetzt werden. Die Lebensdauer der Sensoren kann verlängert werden, wenn sie Sauerstoffarm gelagert werden. Normal halten die Sensoren ca. 2 Jahre. Die Kalibrierung der Sensoren sollte vor jedem Tauchgang überprüft werden (an Luft 0,21 und mit Sauerstoff 1,0) und gegebenenfalls nachjustiert werden ( Achtung die Sensoren und Anzeigen sind teilweise Temperatur abhängig, am besten immer am Tauchplatz justieren) Ersatz Sensoren sollten immer dabei sein ( beim Tauchen mit geschlossenen Kreislaufgeräten sollten generell 3 Sensoren verwendet werden)

OC – „open circuit“ Offenes Tauchgerät mit Atemregler

Bailout – Notfall Atemgasversorgung unabhängig vom Kreislaufgerät

Mainmix – Atemgasversorgung Kreislaufgerät

Diluent – Verdünungsatemgas für Kreislaufgerät

Teile dieses Artikel sind übersetzt aus dem Artikel von Richard L. Pyle

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